Porträt von Christiane Wilhelmine Friederike Gräfin von Würben

Die Mätresse des HerzogsWilhelmine von Grävenitz

Fast ein Vierteljahrhundert lang war Wilhelmine von Grävenitz (1686–1744) die Favoritin Herzog Eberhard Ludwigs. Sie hatte am württembergischen Hof nicht nur die Position der Mätresse inne: Als Obersthofmeisterin und Mitglied des Geheimen Kabinetts versuchte sie, Einfluss zu nehmen.

Herzogin Johanna Elisabetha, Kupferstich von Ferdinand Stenglin, um 1710

Die ungeliebte Ehefrau Johanna Elisabetha.

Wie begann die Karriere der Grävenitz?

Die junge Adlige aus Mecklenburg kam 1706 nach Stuttgart. Vor allem ihre schöne Gesangsstimme soll den Herzog betört haben. Eberhard Ludwig verliebte sich leidenschaftlich in Wilhelmine. Er wollte sie heiraten, um sie gesellschaftlich und rechtlich für den Fall seines Todes abzusichern. Allerdings war er schon verheiratet: 1697 hatte er Herzogin Johanna Elisabetha, Prinzessin von Baden-Durlach, geheiratet – eine politisch wichtige Ehe, die er von Anfang an ablehnte. Eine zweite Ehe wurde als illegal angesehen und verurteilt.

Porträt Herzog Eberhard Ludwigs

Er verschaffte ihr Macht und Einfluss.

Welche Rolle spielte Wilhelmine von Grävenitz bei Hofe?

Ein geschickter Plan: Der Herzog verheiratete Wilhelmine der Form halber mit dem Herrn von Würben, den er zum Obersthofmeister ernannte. Frau von Würben kehrte als Obersthofmeisterin an den württembergischen Hof zurück und hatte sogar, nach der Herzogin, den höchsten Rang bei Hofe inne. Als einzige Frau gehörte sie dem 1717 gegründeten „Geheimen Kabinetts- und Konferenzministerium“ an. Aufgrund ihrer hohen Stellung gab es viele Neider unter den Günstlingen. Vielleicht rührt daher der schlechte Ruf, den Wilhelmine von Grävenitz bis heute hat.

Porträt von Reichsgräfin Wilhelmine von Würben, geborene Grävenitz

Porträt Wilhelmines in jungen Jahren.

Warum trennte sich der Herzog von ihr?

Ab den späten 1720er-Jahren war klar: Der Erbprinz hatte nicht mehr lange zu leben, tatsächlich starb er dann im November 1731. Ohne Thronfolger würde das protestantische Württemberg an die katholische Nebenlinie fallen und konfessionelle Auseinandersetzungen wären gegeben. Also trennte sich Herzog Eberhard Ludwig von seiner Mätresse, um sich mit seiner Ehefrau auszusöhnen – eine Aussöhnung, die allerdings nicht die Geburt eines legitimen Sohns für die Thronfolge zur Folge hatte. Die Trennung erfolgte ohne vorherige Aussprache: Daraufhin gab es wohl sehr emotionale Briefe, Szenen, Gerüchte und der Herzog litt zudem unter psychosomatischen Beschwerden.

Brief von Wilhelmine von Grävenitz an Herzog Eberhard Ludwig von 1731

Persönliches Schreiben von Wilhelmine an den Herzog.

Wohin ging Wilhelmine nach der Trennung?

Die Situation eskalierte, so dass Herzog Eberhard Ludwig Wilhelmine in ihrer reichsstädtischen Besitzung festnehmen und in Urach unter Hausarrest stellen ließ. Da er als Herzog Wilhelmine dort nicht hätte verhaften dürfen, musste er sie wenig später frei lassen. Der Herzog sorgte dafür, dass Wilhelmine das Land Württemberg als sehr wohlhabende Frau verlassen und unbehelligt nach Berlin reisen konnte. Hier starb sie 1744. Ihre Zeitgenossen und die Nachwelt haben das Wirken und Leben Wilhelmines meist negativ bewertet. Eines aber ist ihr gelungen: Sie ist unvergessen – bis heute.

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