Residenzschloss Ludwigsburg, Meissner Porzellan von Königin Charlotte Mathilde, 1810-1820

Kostbar, dekorativ und praktischPorzellan für Kaffee,Tee und Schokolade

Im 17. Jahrhundert begann der Siegeszug von Kaffee, Tee und Schokolade in Europa. Die heißen Getränke erforderten Gefäße aus besonderem Material und in neuen Formen. Deshalb wurde Porzellan zunächst teuer aus Japan und China importiert, bis man das „weiße Gold“ selbst herstellen konnte.

Keramikmuseum Ludwigsburg, Kaffeetrinkerin, Entwurf von Friedrich Wilhelm Beyer, 1765-1766

Metallgefäße waren nicht für Heißgetränke geeignet.

Flüssiger Luxus

Tee, Kaffee und Schokolade waren in der Zeit des Barock teure Luxusgüter in Europa. Deshalb kam zunächst nur die adelige Gesellschaft in diesen Genuss. Der als bitter empfundene Geschmack wurde mit ebenfalls teurem Zucker abgemildert. Für den vollendeten Genuss wünschte man sich statt der gängigen Metall- und Fayencegefäße edles Porzellan, das erst aus Asien importiert und später in Europa produziert wurde. Die Heißgetränke, serviert in kostbaren Gefäßen, wurden zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Ausdrucks von Luxus und Prestige der Oberschichten.

Keramikmuseum Ludwigsburg, Dejeunerservice des Prinzen Paul, 1813

Auch das Tablett des Service ist aus Porzellan.

Koppchen und Kumme

Die Gefäße glichen zunächst ihren ostasiatischen Vorbildern. So kamen kleine Trinkschalen, die Koppchen, in Mode. Ergänzt wurden sie durch eine größere Schale, der Kumme, zum Spülen von Kaffee- oder Teesatz aus den Koppchen. Mit der Zeit entwickelten sich spezielle Service. Das Frühstücks- oder Dejeuner-Geschirr bestand aus einem Tablett, Kannen für Kaffee, Tee und Milch, einer Zuckerdose und ein oder zwei Tassen. Serviert wurde damit der morgendliche Kaffee im Bett oder an einem kleinen Tisch im Schlafzimmer.

Keramikmuseum Ludwigsburg, Dejeunerservice zum Reisen, 1788

Unterwegs wurde nicht aufs Porzellan verzichtet.

Kaffeepersonal am Hof

Für die Zubereitung der Luxusgetränke war am württembergischen Hof die so genannte Kaffee-Kammer zuständig. 1810 bestand das Personal aus drei Personen: einem Hof-Kaffeesieder, einem Reise-Kaffeesieder, der den König auf Reisen begleitete sowie einer Kaffee-Magd. Das Zimmer, in dem täglich der Kaffee frisch geröstet und gemahlen wurde, befand sich im Erdgeschoss des Theaterbaus. Schokolade wurde bei Tisch frisch aufgeschäumt. Die Kannen benötigten einen Deckel, in den sich ein Quirl einsetzen ließ.

Residenzschloss Ludwigsburg, Sonderführung Kaffeeklatsch bei Königs

Im Residenzschloss kann bei einer Sonderführung Kaffee aus edlem Porzellan probiert werden.

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