Blick ins Schlosstheater, Residenzschloss Ludwigsburg

THEATER FÜR DEN HERZOGFRANZÖSISCHE KÜNSTLERAM HOF

Das württembergische Hoftheater war bis Ende des 18. Jahrhunderts eines der besten in Europa. Herzog Carl Eugen unterhielt Ensembles für Theater, Oper und Ballett. Nicht wenige Künstler kamen aus Frankreich. Mit der Gründung der „Hohen Karlsschule“ 1770 gab es eine Ausbildungsstätte für kostengünstigen Orchester- und Ballettnachwuchs.

Apollo auf einem originalen Bühnenbild des Schlosstheaters

Reich gestaltetes Bühnenbild im Schlosstheater.

AUS DEN ERINNERUNGEN DES GIACOMO CASANOVA

„Der Herzog war seiner Anlage nach prachtliebend: herrliche Gebäude, ein großartiger Marstall, eine glänzende Jägerei, Launen aller Art, kosteten ihm viel Geld; ungeheure Summen aber gab er für hohe Besoldungen aus und noch größere für sein Theater und seine Maitressen. (…) Noverre war sein Choreograph und Ballettdirektor; er verwendete zuweilen hundert Figuranten und mehr. Ein geschickter Maschinenmeister und die besten Dekorationsmaler arbeiteten um die Wette und mit großen Kosten, um die Zuschauer zum Glauben an Zauberei zu zwingen. Alle Tänzerinnen waren hübsch und alle rühmten sich, den gnädigen Herrn zum mindesten einmal glücklich gemacht zu haben.“

Der Choreograph Jean-Georges Noverre

Noverre arbeitete in Ludwigsburg als Ballettmeister.

DER CHOREOGRAPH

1760 gewann Herzog Carl Eugen den prominenten Tänzer und Choreographen Jean-Georges Noverre (1727–1810) als Ballettmeister. Zusammen mit seiner Frau, einer Schauspielerin, kam er nach Württemberg, für eine Gage von 5.000 Gulden im Jahr – ein Mehrfaches dessen, was beispielsweise ein hoher Hofbeamter verdiente. Durch Noverre erhielt das württembergische Hoftheater seinen exzellenten Ruf. Er schuf das Handlungsballett, wie es sich bis heute im neoklassischen Ballett erhalten hat. Noch in Württemberg veröffentlichte er seine berühmten „Lettres sur la Danse“, die als theoretische Grundlage für das Ballett als eigenständige Kunstform gelten.

Gaetano Vestris, Porträt von Thomas Gainsborough, 1781

Vestris posiert als anerkannter Künstler.

DER TANZGOTT

Gaetano Apolline Baldassarre Vestris (1729–1808) war ein italienischer Tänzer, der eine Ausbildung an der Académie Royale in Paris erhielt. Bald erreichte er internationale Bekanntheit und arbeitete als Tanzmeister für den französischen König an der Pariser Oper. Herzog Carl Eugen ließ Vestris ab 1763 jährlich zur Festsaison nach Württemberg kommen. Die hohe Gage für den „Tanzgott aus Paris“ spielte für Carl Eugen keine Rolle: Er schätzte die französische Kultur so sehr, dass die Ausgaben für den bejubelten Star irrelevant waren.

Der Architekt Philippe de la Guêpière, vor 1768

La Guêpière entwarf den Theaterinnenraum.

DER ARCHITEKT

Philippe de La Guêpière (1715–1773) war ein französischer Architekt. Nach seiner Ausbildung an der Pariser Académie d'architecture berief ihn Herzog Carl Eugen von Württemberg als Hofarchitekten. Dort entwarf und betreute er den Ausbau des Ludwigsburger Schlosstheaters und den Umbau der Oper im Neuen Lusthaus. 1768 verließ er, nach den personellen Kürzungen durch Carl Eugen, freiwillig den württembergischen Hof und kehrte nach Paris zurück.

Porträt Jean-Nicholas Servandoni

Servandoni war ein gefragter Bühnenbildner.

DER THEATERARCHITEKT

Bei der Gestaltung der Bühne für die Aufführungen der Ballettstücke von Noverre und der Opern des Komponisten Niccolò Jommelli orientierte sich Carl Eugen ebenfalls an Paris. Der Herzog engagierte den berühmten Jean-Nicolas Servandoni (1695–1766): ein französischer Theaterarchitekt, Bühnenmaler, Feuerwerkskünstler und Trompe-l'œil-Spezialist, der zuvor an der Pariser Oper angestellt war. Über ein Jahr lang arbeitete Servandoni an einer Reihe von Dekorationen für die Prachtaufführung von Jommellis Oper „Demofoonte“ am württembergischen Hof.

Sie wollen mehr über das Schlosstheater wissen? Besuchen Sie das Theatermuseum – Eintritt frei! Im Sommer können Sie das Schlosstheater bei einer Aufführung der Ludwigsburger Schlossfestspiele erleben.

Schlosstheater

Frankreich und Deutschland blicken auf eine wechselvolle gemeinsame Vergangenheit zurück. Die Themenwelt „Ziemlich gute Freunde. Frankreich und der deutsche Südwesten“ betrachtet mit faszinierenden Geschichten, Anekdoten und Persönlichkeiten die spannungsreiche Beziehung der beiden Nachbarländer.

Ziemlich gute Freunde