Donnerstag, 9. Juni 2016

Residenzschloss Ludwigsburg | Ausstellungen AUSSTELLUNG VIKTOR HEIDELOFF 10.6.-24.7.

Ein verlorenes Paradies, ein spielerisches Reich für den württembergischen Herzog: Der Maler Viktor Heideloff hielt in seinen zarten Bildern den heute weitgehend verschwundenen Schlossgarten von Hohenheim fest. Ab dem 10. Juni ist der Zyklus in einer Ausstellung in Schloss Ludwigsburg zu sehen. 43 Pinselzeichnungen vom Ende des 18. Jahrhunderts, die erahnen lassen, welches Paradies Herzog Carl Eugen und seine zweite Frau Franziska sich in Hohenheim schufen.

Verlorenes Zauberreich: Viktor Heideloffs Ansichten des Hohenheimer Gartens

Ein verlorenes Paradies, ein spielerisches Reich für den württembergischen Herzog: Der Maler Viktor Heideloff hielt in seinen zarten Bildern den heute weitgehend verschwundenen Schlossgarten von Hohenheim fest. Ab dem 10. Juni ist der Zyklus in einer Ausstellung in Schloss Ludwigsburg zu sehen. 43 Pinselzeichnungen vom Ende des 18. Jahrhunderts, die erahnen lassen, welches Paradies Herzog Carl Eugen und seine zweite Frau Franziska sich in Hohenheim schufen.

VERSCHWUNDENER GLANZ DES HERZOGLICHEN GARTENS
Herzog Carl Eugen von Württemberg (1728-1793) ließ ab 1772 rund um sein neues Schloss Hohenheim oberhalb von Stuttgart eine großzügige Gartenanlage anlegen. Zu diesem weiten Landschaftsgarten im damals modernen englischen Stil gehörte ab 1776 das sogenannte „Englische Dörfle“ – knapp 60 kleinformatige Bauwerke. Konservatorin Dr. Patricia Peschel von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg erklärt: „Die Architekturminiaturen blieben nicht lange nach dem Tod des Herzogs bestehen, sie wurden abgerissen, verkauft und versetzt – zum Teil auch in den Schlossgarten von Ludwigsburg.“ Allein die von Theatermaler Viktor Heideloff 1790 gefertigte Bilderserie mit den Ansichten der Architekturen zeugt heute noch von der Einzigartigkeit des „Englischen Dörfles“. Insgesamt haben sich 43 Darstellungen der Serie erhalten. „Mit ihrer original erhaltenen Rahmung und Verglasung sind sie eines der wenigen Zeugnisse der Ausstattung von Schloss Hohenheim“, ordnet Dr. Patricia Peschel den Bilderzyklus ein. Noch nie war die Serie seit der Zeit von Herzog Carl Eugen vollständig ausgestellt. In Ausstellungen und in den Räumen von Schloss Ludwigsburg waren die Blätter bislang immer nur teilweise zu sehen.

VIKTOR HEIDELOFF, VERSIERTER MALER IM DIENST DES HERZOGS
Viktor Heideloff, 1757 in Stuttgart geboren, studierte an der Hohen Carlsschule Historien-, Dekorations- und Theatermalerei unter anderem bei Nicolas Guibal. Nach Abschluss seiner Ausbildung wurde er 1780 zum herzoglichen Hof- und Theatermaler ernannt und nach einer Studienreise zum Professor für Malerei an der Hohen Carlsschule berufen. Überwiegend schuf er dekorative Malereien für Schlösser und für die herzoglichen Feste. Für seine 50 Ansichten der Bauten im „Englischen Dörfle“, 1790 im Auftrag von Herzog Carl Eugen gemalt, nutzte er die Gouache-Technik. Die wasserlöslichen, deckenden Farben verbinden die Leichtigkeit von Aquarell und die Intensität von Ölmalerei. Alle Blätter erhielten geschnitzte, vergoldete Rahmen und wurden im „Boudoir“ in Hohenheim, einem Rundbau mit vier Eckkabinetten, aufgehängt.

DER GARTEN VON HOHENHEIM, EIN SPÄTES PARADIES
Passend zum Themenjahr „Welt der Gärten“ zeigen die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg jetzt diese raren Zeugnisse. Herzog Carl Eugen von Württemberg erwarb 1768 das Gut Hohenheim in Plieningen nahe Stuttgart. 1772 schenkte er es seiner Mätresse, der jungen Franziska Freifrau Leutrum zum 24. Geburtstag – der späteren Reichsgräfin von Hohenheim und seiner zweiten Frau. In Hohenheim lebte das herzogliche Paar in einer ländlichen Fiktion. Das sogenannte „Englische Dörfle“ auf dem 21 Hektar großen Grundstück umfasste 60 Gebäude im verkleinerten Maßstab 1:0,75. Schlossarchitekt Reinhard Ferdinand Heinrich Fischer, ein illegitimer Sohn des Herzogs, errichtete die Anlage, die wie eine Theaterkulisse den Rahmen einer Geschichte bot: Sie stellt eine ländliche Kolonie dar, die sich inmitten der Ruinen einer antiken Gesellschaft ein neues, bäuerlich einfaches Leben aufbaut. Im Gegensatz zu anderen Landschaftsgärten der Zeit war die Hohenheimer Anlage der herzogliche Privatgarten und nicht öffentlich zugänglich. An Festtagen oder bei Besuchen von hochrangigen Gästen wurde das „Dörfle“ mit Untertanen belebt. Dann mussten etwa die Schüler der Hohen Carlsschule zum Amüsement der adeligen Gäste die Rolle von Bauern oder Handwerkern spielen.

VOM LANDSCHLOSS ZUR UNIVERSITÄT
Nach dem Tod des Herzogs 1793 nutzten seine Nachfolger Schloss Hohenheim sporadisch. Friedrich (1754-1816), ab 1806 erster König von Württemberg, hatte keine Verwendung für die Anlage. Die Gartenbauten wurden entweder nach Ludwigsburg versetzt, z.B. das Schnepfenhäuschen, das Boudoir, das Wächterhäuschen oder die gotische Kirche, oder abgerissen und als Baumaterial verkauft. 1818 ließ sein Sohn und Nachfolger König Wilhelm I. hier eine „Landwirtschaftliche Unterrichts-, Versuchs- und Musteranstalt“ einrichten, aus der die heutige Universität Hohenheim hervorging.

SERVICE
Ausstellung: Die Hohenheimer Gouachen von Viktor Heideloff
Die Hohenheimer Gouachen Viktor Heideloffs sind vom 10. Juni bis zum 24. Juli im Hohenzollern-Appartement im Alten Hauptbau des Residenzschlosses Ludwigsburg zu sehen. Zum ersten Mal werden sie vollständig gezeigt, begleitet von einer umfangreichen Didaktik zur Geschichte und Gestalt des Gartens.
Im Juli bieten die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg an zwei Tagen Vorträge rund um den Hohenheimer Garten und die Gouachen. Ein Katalog ergänzt die Ausstellung.

ÖFFNUNGSZEITEN
Täglich 10 – 17 Uhr.

EINTRITT
Erwachsene 4,00 €
Ermäßigte 2,00 €
Familienkarte 10,00 €
Gruppen ab 20 Personen pro Person 3,60 €

VORTRAGSREIHE
Samstag, 9. Juli, und Sonntag, 10. Juli 2016

VERANSTALTUNGSORT
Festinbau. Residenzschloss Ludwigsburg

PROGRAMM
Samstag, 9. Juli 2016

10.30 Uhr. Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, und Dr. Patricia Peschel, Konservatorin der Staatlichen Schlösser und Gärten
Begrüßung/Einführung

11.00 Uhr, Prof. Dr. Ulrich Fellmeth, Universität Stuttgart-Hohenheim
„Carl Eugen, Franziska und die menschliche, stilgeschichtliche sowie politische Dimension der Englischen Anlage in Hohenheim“

11.45 Uhr. Dr. Wolfgang Wiese, Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
„Einer Bank bey einer Einsiedelei und ein Stuhl dazu von Birkenstämen“ – Zur Ausstattung der Gartengebäude im Englischen Dörfle

14.00 Uhr. Dr. Anna Pfäfflin, Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
„‘Eine ganz andere Welt‘. Hohenheim zwischen Fiktion und Kunstgenuss.“

14.45 Uhr. Dr. Marcus Becker, Humboldt-Universität Berlin
„Raumbild und Bildraum. Heideloffs Hohenheim-Ansichten und die Wahrheit der Vedute“

14.45-15.15 Uhr Kaffeepause. Anschließend Rundgang durch die Ausstellung
Sonntag, 10. Juli 2016

10.30 Uhr. Dr. Patricia Peschel, Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
„Die Nutzung der Gartenarchitekturen aus Hohenheim unter König Friedrich I. von Württemberg im frühen 19. Jahrhundert“

11.30 Uhr. Prof. Dr. Hartmut Troll, Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
„Ausgerechnet Schiller! Rezeptionsgeschichtliche Anmerkungen zur Einordnung der Gartenkunst der Zeit“

12.15 Uhr. Prof. Dr. Iris Lauterbach, Zentralinstitut für Kunstgeschichte München
„Alle Länder, alle Zeiten: Enzyklopädische Konzepte in der Gartenkunst des späten 18. Jahrhunderts“

TEILNAHMEGEBÜHR FÜR DIE VORTRÄGE
Tageskarte 12,00 €, Kombikarte 20,00 €

Download und Bilder