Vergangenes entdeckenZeitreise durch die Geschichte
Kuriose, spannende oder bedeutende Fakten haben hier ihren Platz. Fürsten, Dichter und Baumeister kommen zu Wort. Auf dieser Seite lässt es sich gut stöbern in der Geschichte von Schloss Ludwigsburg: Bewegen Sie die Zeitleiste quer durch alle Epochen, klicken Sie die Bilder an und reisen Sie mit!
Er ist gerade mal 16 Jahre alt, da erklärt der Kaiser den württembergischen Herzog Eberhard Ludwig (1676–1733) für mündig und fähig, die Regierung zu übernehmen. Einige Jahre lang macht der junge Herzog Karriere als hoher Militär im kaiserlichen Heer. Womit Eberhard Ludwig im Land die stärksten Spuren hinterlässt, ist ein großes Bauprojekt, dem er seinen Namen gibt: Ludwigsburg.
Eberhard Ludwig heiratet Wilhelmine von Grävenitz – allerdings ist er längst verheiratet. Mit seiner Mätresse lebt er in der neuen Residenz Schloss Ludwigsburg. Seine Ehefrau, die Herzogin, muss in Stuttgart bleiben. Die empörten Württemberger sorgen dafür, dass der Kaiser Joseph I. den Herzog an die Regeln erinnert. Und der fügt sich und lässt die Ehe annullieren. Der Einfluss seiner Mätresse am württembergischen Hof ist trotzdem weiterhin groß.
Zum Schloss soll eine neue Residenzstadt dazu kommen und seinen Namen soll die Stadt auch noch verewigen. Herzog Eberhard Ludwig verkündet die Gründung von Ludwigsburg. Um das Desinteresse der potentiellen künftigen Nachbarn zu überwinden, gibt es Steuernachlässe, kostenloses Baumaterial und noch mehr Extras für alle Neu-Ludwigsburger.
Herzog Eberhard Ludwig will sein Schloss noch weiter ausbauen. Der neue Architekt aus Italien könnte das, was bis dahin gebaut ist, nochmals vergrößern. Stattdessen zeichnet Donato Giuseppe Frisoni (1683–1735) einfach mit Abstand zu allen bisherigen Gebäuden ein viel größeres neues Schloss. Den Zwischenraum schließt er mit langen Galerietrakten. Der riesige Schlosshof als imposanter Ehrenhof entsteht. Das ist die geniale Idee, mit der der Architekt den Generalauftrag zum Schlossbau gewinnt.
Für eine richtige Residenz braucht der Herzog ein Sommer- und Jagdschloss ergänzend zum Residenzschloss. Architekt Frisoni erbaut ihm die Favorite, gleich dem Hauptschloss gegenüber und mit einer großen Aussichtsterrasse versehen. Zum Wohnen taugt das Schloss nicht – dafür umso besser für festliche Jagden und sommerliche Feste.
Jahrzehntelang hat das Herzogspaar getrennt gelebt. Da stirbt der Prinz und Thronfolger. Der Herzog schickt unter großem politischen Druck seine Mätresse aus dem Land und versöhnt sich mit der Herzogin. Gleich verkünden die Leibärzte das Wunder einer späten Schwangerschaft der Herzogin – leider ein medizinischer Irrtum, wie sich nach gut einem Jahr herausstellt.
Herzog Carl Alexander stirbt unerwartet im Ludwigsburger Schloss. Mit dem plötzlichen Tod des Herrschers fällt sein Bankier Joseph Oppenheimer, ein Jude, Machtintrigen und antisemitischen Rachebestrebungen zum Opfer. Nach einem Schauprozess wird er umgebracht. Die Unrechtsgeschichte wird im 20. Jahrhundert Stoff für die Literatur, aber auch für „Jud Süss“, einen berüchtigten rassistischen Propagandafilm der Nationalsozialisten.
Herzogin Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth (1732–1780) verlässt fluchtartig den württembergischen Hof. Sie reist heim zu ihren Eltern nach Bayreuth. Nach acht Jahren Ehe hat sie genug von den Affären ihres launischen Ehemannes, Herzog Carl Eugen von Württemberg. Bis zu ihrem Lebensende wird sie in Ansbach wohnen, außerhalb des Landes.
Im Frühjahr beschlossen, im Mai eröffnet: In wenigen Wochen richtet der herzogliche Oberbaudirektor das Theater in einem Nebengebäude des Schlosses ein. Den Baum, der zur Hauptachse der gesamten Bühnentechnik wurde, hatte man allerdings schon im Januar 1756 gefällt. Dieser Wellbaum setzt bis heute die historische Bühnenmaschinerie des Schlosstheaters in Betrieb – die älteste erhaltene der Welt!
Der berühmte Schriftsteller und Abenteurer Giacomo Casanova aus Venedig besucht Württemberg und vor allem Ludwigsburg. Er will schauen, was sich für ihn dort bietet. Der Grund dafür: In ganz Europa spricht man vom verschwenderischen Glanz des Ludwigsburger Hofes.
Herzog Carl Eugen feiert mitten im Winter ein Sommerfest. An seinem Geburtstag im Februar lässt er den Schlosshof in ein beheiztes Festgelände verwandeln. Carl Eugen hat damit wieder einmal gezeigt, dass der Fürst mächtiger ist als die Natur. Und großzügig obendrein: Die Damen auf der Geburtstagsparty erhalten reiche Geschenke, Porzellan und Schmuck im Wert von – umgerechnet – Hunderttausenden.
Am 9. Juli 1763 erreicht die Musikerfamilie Mozart Ludwigsburg: Das siebenjährige Wunderkind Wolfgang Amadeus spielt dem Hofkapellmeister Nicolò Jomelli vor, einem der berühmtesten Musiker seiner Zeit. Vater Leopold schreibt nach Hause: Alle Soldaten in Württemberg sehen aus wie fürs Theater verkleidet. Die Familie Mozart bleibt einen Tag länger als geplant, weil es keine freien Pferde gibt. Erst am übernächsten Morgen geht es weiter – nach Schloss Bruchsal zum Fürstbischof.
Herzog Carl Eugen zieht für ein halbes Jahr nach Venedig, weil es ihm in der lebenslustigen Lagunenstadt besser gefällt. Venedig war Las Vegas und Saint Tropez des 18. Jahrhunderts. Wie bei fast allen seinen Reisen kauft der Herzog viele Kunstwerke – einige davon sind heute noch im Schloss zu sehen.
Voller Details zeigen die Figürchen und Buden ein Fest des Herzogs Carl Eugen, das er auf dem Marktplatz von Ludwigsburg feierte: Die Künstler der Ludwigsburger Porzellanmanufaktur schaffen 1771 mit der „Venezianischen Messe“ ein absolutes Meisterwerk. Der Herzog hatte seine Porzellanmanufaktur erst 1758 gegründet, als letzte der deutschen Manufakturen des 18. Jahrhunderts. Heute ist die „Venezianische Messe“ im Keramikmuseum in Schloss Ludwigsburg zu bestaunen.
Carl Eugen reist unerkannt und in kleiner Gesellschaft nach Paris – nicht das erste Mal! Er kauft hier selbst ein, Möbel und Luxuswaren, und sorgt so für die Einrichtung seines eleganten Privat-Appartements im Neuen Hauptbau von Ludwigsburg. Seit 2004 sind diese kostbaren Räume, ausgestattet vom Hofarchitekten Philippe de La Guêpière im Stil des französischen Rokoko, wieder zu sehen.
Herzog Friedrich von Württemberg, seit einem Jahr an der Regierung, lässt große Spielgeräte für Erwachsene im oberen Obstgarten, am Schüsselesee, aufbauen: eine Schaukel und ein Karussell. Während seiner gesamten Regierungszeit kümmert er sich um die Erneuerung des vernachlässigten Schlossgartens. Außerdem gibt er zwei kleine Privatgärten für sich und seine Frau Charlotte Mathilde in Auftrag – sie sind heute wieder hergestellt und zu besichtigen.
Der König ernennt einen neuen Hofbaumeister, jung und fast unbekannt: Nikolaus Friedrich von Thouret (1767–1845) entpuppt sich als absoluter Meister des festlichen Klassizismus. Er verwandelt in den nächsten Jahren das alte Ludwigsburger Barockschloss in ein elegantes Königsschloss im klassizistischen Stil – und dabei bleibt es nicht. Auch bei den anderen württembergischen Schlössern in Stuttgart sorgt Thouret für eine Modernisierung.
Bestürzung in Württemberg: Der französische Kaiser hat seinen Besuch angekündigt. Napoleon I. überrumpelt den Herzog von Württemberg so sehr, dass der sich zum politischen Bündnis mit Frankreich bereitfindet. Württemberg hat jedoch unverhofft Glück und profitiert aus dem Vertrag: Das Land wächst, auf Kosten kleinerer Länder, die einfach geschluckt werden. 1806 ist es soweit: Württemberg wird Königreich.
Fürstliche Witwen müssen meist nach dem Tod ihres Mannes aus dem Schloss ausziehen – denn dort residiert der neue König. Nicht so Königin Charlotte Mathilde, die Witwe von König Friedrich I. von Württemberg. Nach seinem Tod wohnt sie weiterhin im Schloss Ludwigsburg: Der neue König Wilhelm I. zieht das Schloss in Stuttgart vor. Die Königin richtet sich ihre Räume elegant ein und verbringt ihre Zeit mit Handarbeiten – viele sind im Schloss erhalten.
Der noch junge König Wilhelm I. von Württemberg ist ein ziemlich moderner Monarch: Er verkündet im Ordenssaal des Ludwigsburger Schlosses eine Landesverfassung. Württemberg als konstitutionelle Monarchie ist etwas ganz Neues: Seine Vorgänger hätten sich durchweg nicht vorstellen können, an ein Grundgesetz gebunden zu sein – sie waren absolute Herrscher.
Pauline von Württemberg (1800–1873) heiratet ihren Cousin, König Wilhelm I. von Württemberg. Für sie ist es die erste Ehe, für den König schon die dritte: Die erste mit einer bayerischen Prinzessin wurde geschieden, die zweite endete 1819 tragisch mit dem Tod seiner Frau, der beliebten Königin Katharina. Die Ehe zwischen Pauline und ihrem königlichen Cousin hielt 40 Jahre lang, bis zu seinem Tod 1861.
Ab sofort gibt es täglich Schlossführungen. Denn die Monarchie existiert nicht mehr und das einstige Königsschloss wird zum Museum. Und noch eine kleine Revolution: Die alten Kronleuchter im Schloss werden elektrifiziert. Vorsichtig führt man die Stromkabel durch die vorhandenen Kaminschächte, um in den historischen Räumen so wenig wie möglich zu zerstören
Die Letzte der königlichen Familie im Ludwigsburger Schloss stirbt: Prinzessin Olga von Schaumburg-Lippe (1876–1932) hatte über 30 Jahre lang in den Räumen des Carl-Eugen-Appartements im Neuen Hauptbau gelebt. Nach ihrem Tod wohnt kein Angehöriger der ehemaligen Herrscherfamilie mehr in Schloss Ludwigsburg.
Der Krieg und damit die Luftangriffe auf Stuttgart treffen auch das Ludwigsburger Schloss – allerdings vergleichsweise gering. 1943 gehen 500 Fensterscheiben zu Bruch, als eine Bombe östlich vom Schloss detoniert. Von zehn Brandbomben, die 1944 das Schloss treffen, werden neun schnell gelöscht, die zehnte verursacht im hölzernen Donnerschacht des Theaters einen Brand. Viel Mobiliar kommt jetzt aus dem zerstörten Neuen Schloss in Stuttgart nach Ludwigsburg.
Das Ludwigsburger Schloss wird nach dem Zweiten Weltkrieg erneut zum Festspielort. Mit gleich 34 Konzerten in einer Saison setzen die „Ludwigsburger Schlosskonzerte / Mozart-Tage 1947“ ein ehrgeiziges Zeichen: Ein so reiches Programm wird es in den nächsten Jahren nicht wieder geben. Doch schon seit 1932 finden regelmäßig Konzerte in den festlichen Räumen des Schlosses und im Schlosshof statt – der Beginn der Ludwigsburger Schlossfestspiele, die zu den ältesten Festivals im deutschsprachigen Raum zählen.
Das Blühende Barock öffnet seine Pforten als Gartenschau für eine begrenzte Zeit: der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die wenig Vergleichbares kennt. Seither gehört für die meisten Familien in der weiten Region der Besuch im „Blüba“ und seinem traditionsreichen Märchengarten zum festen Ausflugsprogramm – millionenfach.
Charles de Gaulle hält seine „Rede an die deutsche Jugend“ am 9. September im Hof von Schloss Ludwigsburg anlässlich des deutsch-französischen Jugendtreffens. Die Rede des französischen Staatspräsidenten, erst 17 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, bleibt für viele Menschen eine eindrucksvolle Erinnerung und ist zugleich ein Meilenstein in den deutsch-französischen Beziehungen.
Ein Herr aus dem 18. Jahrhundert erwacht zum Leben: Mit Kammerdiener Johann Hartmann hat eine neue Führungsidee ihre Premiere. Als Botschafter aus der Zeit des ersten Königs von Württemberg lädt er zu einer Zeitreise ein. Eine Erfolgsgeschichte! Der Kammerdiener und seine Kolleginnen und Kollegen – von der Kammerzofe und der Maitresse bis zum Baron und Hofschreiber – haben inzwischen Zehntausenden von Menschen „ihr“ Schloss gezeigt.
Eine echte Königin besucht Schloss Ludwigsburg: Silvia von Schweden macht bei ihrem Staatsbesuch in Baden-Württemberg Station im Königsschloss und verleiht damit dem Schloss wieder royalen Glamour. Die Landesregierung nutzt Schloss Ludwigsburg immer wieder für besonders festliche Empfänge. Für die schwedische Königin ist es ein Heimspiel: Sie stammt aus Baden-Württemberg.
Medienrummel im Schlosshof, denn Horst Köhler, designierter Bundespräsident, ist zum Festakt für das 300. Jubiläum ins Schloss gekommen. Das neue Staatsoberhaupt ist in Ludwigsburg aufgewachsen. 2004 wird Schloss Ludwigsburg nach jahrelangen Arbeiten der Öffentlichkeit übergeben – sorgfältig saniert und restauriert und mit mehreren neuen Museen ausgestattet. Das ehemalige Residenzschloss ist ein überwältigendes Ensemble der Kunst des 18. und 19. Jahrhunderts.
Ein großer bunter Vogel watschelt über den Schlosshof und begeistert die jüngeren Besucher: Federico, der Schlossadler, tritt zum ersten Mal auf. Er wird bekannt als Maskottchen für das „Kinderreich“, das 2008 eröffnete interaktive Museum für Kinder im Schloss. Zwei Jahre nach dessen Eröffnung wird es von der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ zum „Ausgewählten Ort 2010“ ernannt.
Die Dreharbeiten für den Film „Münchhausen“ mit Katja Riemann und Jan Josef Liefers finden im Schloss statt. Der Spielfilm nutzt die besonders authentische Kulisse, um die Geschichte in einem absolut überzeugenden 18. Jahrhundert zu platzieren. Dieser Dreh ist nicht der erste im Schloss: Immer wieder greifen Fernseh- und Filmteams begeistert auf die einzigartige Situation zurück.