Mittwoch, 1. Februar 2017

Residenzschloss Ludwigsburg | Allgemeines NEUERWERBUNGEN FÜR DAS SCHLOSS

Einblick in Familienstrukturen – und Einblick ins „Making-of“ bei der originalen Wiedereinrichtung der Königswohnungen im Schloss: Das bieten drei Neuerwerbungen der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, die jetzt in Schloss Ludwigsburg vorgestellt wurden. Die Stücke – eine Tasse aus Ludwigsburger Porzellan, ein Miniaturporträt und ein Bildnis – haben alle eines gemeinsam: Sie zeigen Mitglieder der Herrscherfamilie.

Neuerwerbungen für das Schloss: Blicke ins Familienalbum des Königs

Einblick in Familienstrukturen – und Einblick ins „Making-of“ bei der originalen Wiedereinrichtung der Königswohnungen im Schloss: Das bieten drei Neuerwerbungen der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, die jetzt in Schloss Ludwigsburg vorgestellt wurden. Die Stücke – eine Tasse aus Ludwigsburger Porzellan, ein Miniaturporträt und ein Bildnis – haben alle eines gemeinsam: Sie zeigen Mitglieder der Herrscherfamilie.

SCHLOSSRÄUME DER KÖNIGSZEIT IN PERFEKTER ERHALTUNG
Den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg ist es wieder einmal gelungen, im Kunsthandel Stücke zu erwerben, die künftig Teil der Präsentation der Königsräume im Neuen Hauptbau werden sollen. Die Überprüfung der Einrichtung dieser prachtvollen Raumfolge aus den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts ist derzeit eines der größten konservatorischen Projekte der Staatlichen Schlösser und Gärten. Passend zur neuen Königswürde in Württemberg ließen Friedrich I. und seine Frau Charlotte Mathilde, eine britische Prinzessin, die Räume im Neuen Hauptbau im Geschmack des Empire fürstlich einrichten. Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, erläutert die Situation: „Es ist weitgehend einmalig, wie exakt wir in Ludwigsburg die Situation herstellen können, wie sie in den ersten Jahren unter Friedrich I. und Charlotte Mathilde bestand. Wir werden einen perfekten Blick in authentische Räume vom Beginn des 19. Jahrhunderts bieten.“

ENTDECKUNGEN IM KUNSTHANDEL
Trotz der guten Erhaltungssituation in Ludwigsburg gelingt es den Staatlichen Schlössern und Gärten immer wieder, passende Details im Kunsthandel zu finden: Ergänzungen zu dem, was im Schloss vorhanden ist. Die neu hinzugekommenen Stücke sind zum einen eine Tasse aus Ludwigsburger Porzellan, die, ganz typisch für die Zeit, mit dem Porträt eines Familienmitgliedes geschmückt ist: Sie zeigt Herzog Ludwig Eugen, Onkel von König Friedrich I., und einer der drei Brüder, die nacheinander das Herzogtum Württemberg regierten. Nach dem bekannteren Carl Eugen übernahm Ludwig Eugen 1795 die Herrschaft und nach diesem Friedrich Eugen, Vater und Vorgänger des ersten Königs von Württemberg. Ludwig Eugens Porträt auf der Tasse zeigt deutlich sein rotes Gesicht: Er starb 1795, wohl in Folge von Bluthochdruck, an einem Schlaganfall.

MINIATURPORTRÄT DES PRINZEN
Ein ähnliches Stück ist die zweite Neuerwerbung: eine Miniatur mit dem Porträt des Prinzen Paul, ein Sohn des Königs aus seiner ersten unglücklichen Ehe mit Auguste Caroline von Braunschweig-Wolfenbüttel. Prinz Paul von Württemberg (1795-1852) machte eine Militärkarriere – zuerst unter Napoleon, dann in Russland – und lebte ab 1814 in Paris. Er war der Großvater von Wilhelm II., dem letzten König von Württemberg. „Man holte sich seine Lieben damals unter anderem in solchen Andenken-Stücken um sich“, erklärt die Konservatorin Dr. Patricia Peschel. Denn die einzelnen Personen waren ja oft in ganz Europa verstreut und man sah sich nur in jahrelangen Abständen. Im Schloss seien daher auch zur Zeit von Königin Charlotte Mathilde und König Friedrich die Vitrinen und Tische voll von Erinnerungsgegenständen an Familienmitglieder gewesen.

WOHLTÄTIGE SCHWÄGERIN
Die dritte Neuerwerbung zeigt ebenfalls ein Mitglied der Familie: Herzogin Henriette, die Schwägerin von König Friedrich I. Sie lebte in Schloss Kirchheim und war verheiratet mit Ludwig oder Louis, dem Bruder des Königs, dem der König wegen seiner finanziellen Unregelmäßigkeiten das Schloss am Albrand gleichsam als Verbannungsort fernab aller mondänen Vergnügungen zugewiesen hatte. Herzog Ludwig starb bereits 1817; seine Witwe Henriette lebte noch viele Jahrzehnte in Kirchheim und ist dort bis heute wegen ihrer Wohltätigkeit unvergessen.

FAMILIENGESCHICHTE ZUM ANFASSSEN
Was später in den Schlossräumen zu sehen sein wird, wird von den Staatlichen Schlössern und Gärten immer auch auf seine Einsatzmöglichkeit bei der Vermittlung und Präsentation geprüft. Geschäftsführer Michael Hörrmann erläutert: „Die Kunstgegenstände und die Ausstattung sollen es ja ermöglichen, dass wir unseren Gästen eine spannende Story erzählen – von den einstigen Bewohnern, von den Schicksalen im Schloss.“ Die neuen Stücke fügten sich daher ideal ins Konzept. „Die Tasse mit dem Porträt von Herzog Ludwig Eugen und die Miniatur von Prinz Paul machen es möglich, das familiäre Geflecht der Herrscherfamilie über ganz Europa zu zeigen – und, modern formuliert, unseren Besuchern nahezubringen, wie eine solche Familie emotional getickt hat.“

ÜBER DEN KUNSTHANDEL FINDEN GESCHENKE DEN WEG ZURÜCK
Das Henrietten-Porträt wird zum nächsten Saisonbeginn in Schloss Kirchheim präsentiert werden. Die Tasse wird zukünftig im Speisesaal des Königs, die Miniatur in der Vitrine im Schlafzimmer der Königin ausgestellt werden. Obwohl die Ausstattung in Ludwigsburg nahezu vollständig erhalten ist, tauchen immer wieder solche Stücke im Handel auf. Patricia Peschel erläutert: „Alles drei sind typische Geschenke, wie sie häufig innerhalb der Familie weitergegeben wurden. Sie waren dann das Privateigentum der Beschenkten, wurden vererbt und blieben deshalb nicht innerhalb eines Schloss-Ensembles erhalten.“ Und sie ergänzt, dass gerade solche Kleinobjekte wichtig seien, um zu einem möglichst persönlichen Eindruck der Räume beizutragen. „Wir stellen mit diesen Stücken einen Zustand von besonderer Authentizität her“, erläutert Michael Hörrmann. „Bei Führungen können die Besucher dann richtig eintauchen in eine Welt am Beginn des 19. Jahrhunderts.“

KONTAKT UND INFORMATION
Residenzschloss Ludwigsburg
Telefon +49(0)71 41.18 20 04
info@schloss-ludwigsburg.de

Download und Bilder