Die Wanderfalken sind zurück: Das Schloss als Heimat einer geschützten Art
Wanderfalken im Schloss
Im letzten Frühjahr hatte ein Mitarbeiter des Blühenden Barock und sachkundiges Mitglied der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Ludwigsburg die Wanderfalken entdeckt. Bereits vor längerer Zeit hatten ehrenamtliche Mitarbeiter und Vogelschützer das Nistangebot an einer von unten kaum sichtbaren Stelle auf der Nordseite im Dach des Schlosses eingerichtet; es hatte aber einige Jahre gedauert, bis die Vögel den Platz akzeptierten. Wanderfalken sind eine rare Spezies: Vogelexperten zählen im ganzen Kreis Ludwigsburg gerade mal drei bis vier Wanderfalkenbrutpaare.
Monumente als Lebensraum für bedrohte Arten
Viele der historischen Monumente, die von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg betreut werden, bieten bedrohten und seltenen Tierarten Lebensraum. Etwa die Mauern des Heidelberger Schlosses: Die Ruinen sind einer der wichtigsten Winterschlaforte für Fledermäuse in Nordbaden. Der Betrieb und sämtliche Bauarbeiten in dem Schloss, das jedes Jahr von über eine Million Gäste besucht wird, respektieren in ihren Planungen und Abläufen die Bedürfnisse dieser bedrohten Tierarten.
Naturschutz bei den Staatlichen Schlössern und Gärten
Türme und Dächer einiger Monumente bieten Nistplätze für bedrohte Vogelarten wie Wanderfalken. Die großen historischen Gärten sind mit ihrem oft Jahrhunderte alten Baumbestand Lebensraum für Insekten und Vögel und beherbergen über lange Zeit gewachsene Artengemeinschaften und Biotope. Stephan Hurst, der Leiter der Schlossverwaltung Ludwigsburg, freut sich denn auch über die Mitbewohner im Schloss und darüber, dass die Wanderfalken nun im zweiten Jahr am Schloss beobachtet werden können. „Wir haben inzwischen gelernt, unsere Monumente nicht nur als historische Zeugnisse, sondern auch in ihrer Qualität als besondere Biotope wahrzunehmen“.
WAnderfalken in Baden-Württemberg
Wanderfalken waren über viele Jahre extrem bedroht: Sie wurden gezielt verfolgt durch Bejagung, Vergiftung und Zerstörung ihre Horste, Diebstahl von Vogeleiern und den anschließenden Verkauf der Jungtiere. Der massive Pestizideinsatz bis in die 1970er-Jahre führte bei den Vögeln zu so dünnen Eischalen, dass in vielen Gelegen die Eier zerbrachen. Durch intensiven Artenschutz, Umweltschutz und ein weitreichendes Verbot von DDT konnten sich die Bestände weltweit erholen. Gruppen wie die Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz Baden-Württemberg sorgen für ihren Schutz. Heute gehört der Wanderfalke zu den besonders geschützten Vogelarten und gilt als selten, aber nicht bedroht: In Deutschland brüten 600-800 Paare; in Baden-Württemberg blieben die Bestandszahlen 2005-2009 konstant bei 260 bis 280 Brutpaaren. Mit einer Körperlänge von ca. 40 cm und einer Flügelspannweite von etwa einem Meter ist der Wanderfalke einer der größten Falken – und er ist der schnellste Vogel der Welt: Im Flug erreicht er Geschwindigkeiten über 300 km/h. Wanderfalken brüten in Felswänden, hohen Gebäuden oder Baumwipfeln. Das Weibchen legt im März drei bis vier Eier, die es ca. 32 Tage bebrütet.
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