Montag, 9. September 2019

Schloss Heidelberg | „Technik mit Geschichte“ vom 14. bis 22.9. in den Schlössern, Klöstern und Gärten

Raffinierte Technik mit Jahrhunderte alter Tradition: Staunenswert, was sich in Schlössern, Klöstern und Gärten erhalten hat. Vom 14. bis 22. September stehen diese Zeugnisse für Erfindergenie und Tüftlergeist erstmals im Mittelpunkt. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg laden dazu ein, „Technik mit Geschichte“ kennen zu lernen. Mit dabei sind Klöster des Mittelalters, Schlösser aus allen Jahrhunderten und ein Barockgarten. Gemeinsam ist den neun Orten zwischen Bodensee und Kurpfalz: Hier hat sich ein herausragendes Denkmal aus der Geschichte der Technik erhalten. „Erstmals treten die Monumente des Landes mit diesen spektakulären Besonderheiten ans Licht der Öffentlichkeit“, erklärt Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Eine Übersicht über die Angebote zur „Technik mit Geschichte“ findet sich im Internetportal der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg www.schloesser-und-gaerten.de.

HERAUSRAGENDES IN DEN MONUMENTEN DES LANDES
Das UNESCO-Denkmal Kloster Maulbronn, Kloster Ochsenhausen und Schloss und Kloster Salem machen mit, die Schlösser von Heidelberg, Weikersheim und Ludwigsburg, der Schlossgarten Schwetzingen, der Botanische Garten Karlsruhe und Kloster und Schloss Bebenhausen. „Wir können Meilensteine der Technik seit dem Mittelalter zeigen, verblüffende Meisterleistungen des Erfindergeistes und High-Tech aus vergangenen Jahrhunderten“, sagt Geschäftsführer Michael Hörrmann. „Es ist ein Wechsel der Blickrichtung – und das Ergebnis ist ganz verblüffend“. Denn erstmals geht es nicht nur um die Highlights aus Kunst- und Landesgeschichte in den Staatlichen Schlösser und Gärten, sondern um Zeugnisse des menschlichen Erfindergeistes. Zwischen Kurpfalz, Hohenlohe und Bodensee machen acht Monumente mit. Die Bandbreite der Erlebnisse reicht von der mittelalterlichen Wasserwirtschaft der Zisterzienser bis zur Profi-Küchentechnik am beginnenden 20. Jahrhunderts.

ALLE DATEN IM INTERNETPORTAL 
Mehr über die Aktionswoche der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg „Technik mit Geschichte“ bietet das Internetportal www.schloesser-und-gaerten.de. Dort finden sich auch alle Termine. Für die besonderen Führungen wird wegen der beschränkten Teilnehmerzahl eine Anmeldung bei der jeweiligen Verwaltung des Klosters oder Schlosses dringend empfohlen.

SERVICE UND INFORMATION
Teilnehmende Monumente:
Kloster und Schloss Bebenhausen
Schloss Heidelberg 
Botanischer Garten Karlsruhe 
Residenzschloss Ludwigsburg 
Kloster Maulbronn
Kloster Ochsenhausen 
Schloss und Kloster Salem
Schloss Schwetzingen
Schloss Weikersheim

DAS PROGRAMM IM EINZELNEN
UNESCO-Denkmal Kloster Maulbronn 
Gerade die Klöster sind es, in denen sich die frühesten Zeugnisse erhalten haben. Im UNESCO-Denkmal Maulbronn etwa lassen sich im Kloster und in seiner Umgebung die raffinierten Be- und Entwässerungssysteme der mittelalterlichen Zisterziensermönche bei einem fachkundig geleiteten Spaziergang am 22. September erleben. Der Orden mit seinen europaweiten Verbindungen integrierte hydraulische Kenntnisse und Bewässerungstechnik aus dem arabischen Raum – und die Zisterzienserklöster entwickelten sich durch diesen Wissensvorsprung zu florierenden Landwirtschaftsbetrieben.

Salem: Statik und Brandschutz
Statik und Konstruktionstechnik – wie weit hier im Mittelalter die Kenntnisse reichten, zeigt ein Blick auf die enormen Dachstühle der alten Kirchen. In Kloster Salem im Hinterland des Bodensees hat sich der Dachstuhl des Münsters erhalten – mit einer hölzernen Konstruktion, die bis heute aus Balken der Zeit um 1300 besteht! Bei Führungen am 14. und 15. sowie am 21. und 22. September erlebt man dieses herausragende 700 Jahre alte technische Meisterwerk. Ebenfalls in Kloster Salem hat sich eine der ältesten transportablen Feuerspritzen erhalten: Ein verheerender Klosterbrand am Ende des 17. Jahrhunderts war der Anlass, den Brandschutz im Kloster auf den neuesten Stand zu bringen. Das Feuerwehrmuseum zeigt herausragende Beispiele aus der Geschichte der Brandbekämpfung – ein Erlebnis für die ganze Familie.

Sternenkunde und Orgelbau in Ochsenhausen
Mit der Erforschung des Himmels befasste man sich in Kloster Ochsenhausen: Am Ende des 18. Jahrhunderts gab der damalige Abt den Auftrag, eine Sternwarte nach neuestem Kenntnisstand einzurichten. Der „Azimutal-Quadrant“, das Instrument, mit dem die Gestirnbahnen vermessen wurden, hat sich erhalten. Bei Führungen am 17. und 20. September wird er vorgeführt – zusammen mit einem anderen technischen Meisterwerk in Ochsenhausen, der berühmten großen Gabler-Orgel in der Klosterkirche.

Chemielabor in Schloss Weikersheim 
Die Alchemie war um das Jahr 1600 ein bahnbrechendes Forschungsgebiet und eröffnete das Feld der heutigen Naturwissenschaften. Graf Wolfgang II. von Hohenlohe war ein renommierter Fachmann und er ließ sich sogar ein ganzes Laborgebäude errichten. Daran erinnert die Alchemie-Ausstellung in Schloss Weikersheim. Auf der Fläche des Labors befindet sich heute der „Alchemiegarten“. „Alchemie in Weikersheim“ lässt sich am 15. September bei einer Führung erleben.

Wunderwerk der Wasserkraft in Heidelberg 
Der Hortus Palatinus, der Schlossgarten der Renaissance, galt als achtes Weltwunder. eben einer spektakulären Gartenarchitektur begeisterten im 17. Jahrhundert besonders die vielfältigen Brunnen, Wasserspiele und „magischen Maschinen“ die Gäste am Hof. Die Kraft des Wassers setzte – wie von Geisterhand – Figuren in Bewegung. Bei der Führung am 21. September geht es von den Terrassen zu den zwei Fürstenbrunnen aus dem 18. Jahrhundert. Die Große Grotte, normalerweise nicht zugänglich, und die Gartenkabinette beschließen den Rundgang.

Schwetzingen: Ausgeklügeltes Wassersystem
Für die vielfältigen Brunnen, Fontänen und Kaskaden, künstlichen Bäche und Kanäle im Schwetzinger Schlossgarten war ein ausgeklügeltes System aus Rohren, Pumpstationen und Wasserwerken notwendig. Besonders spektakulär: Gleich zwei Pumpwerke aus dem 18. Jahrhundert sind erhalten geblieben, die als älteste noch erhaltene Wasserversorgungsanlagen der Neuzeit gelten. Führungen erschließen diese Technikdenkmale von besonderem Rang am 15., 19. und 22. September. Ebenfalls lohnend in Schwetzingen: Hier gibt es einen der ältesten Blitzableiter am Schloss. Und die Technik der Gartenbearbeitung dokumentiert das Handwerkermuseum. Dort findet eine besondere Führung am 19. September statt.

Die älteste erhaltene Theatertechnik in Ludwigsburg 
Das Residenzschloss Ludwigsburg birgt die älteste erhaltene Bühnenmaschinerie. 1758 ließ Herzog Carl Eugen von Württemberg in den Theaterbau Bühnen- und Zuschauerhaus einbauen. Es ist heute eines der ältesten erhaltenen Schlosstheater der Welt – und die originale Bühnenmaschinerie ist die älteste überhaupt erhaltene. Der sekundenschnelle Wechsel des Bühnenbildes bei offenem Vorhang versetzte die Zuschauer des 18. Jahrhunderts in ungläubiges Staunen. Möglich wurde dieses Wunder der Technik durch eine ausgeklügelte Maschinerie. Eine einzige zentrale Achse, der sogenannte Wellbaum, macht es möglich, dass ein einzelner Mensch das gesamte Bühnenbild samt Vorhang bewegen kann. Die raffinierte Bühnentechnik kann bei einer Führung am 22. September in Schloss Ludwigsburg erlebt werden.

Innovativ in Konstruktion und Material: Karlsruhe 
Die Gewächshäuser des fürstlichen Gartens in Karlsruhe entstanden ab 1853 nach den Entwürfen des Baudirektors Heinrich Hübsch, zuerst, wie damals üblich, als Holz-Glas-Konstruktionen errichtet. Integrierte Lüftungsflügel und ausbaubare Glasflächen ermöglichten eine unterschiedliche Temperierung der Häuser. Das Holz der Tragelemente wurde bereits 1862 durch ein widerstandsfähigeres Material ersetzt: das innovative „Flusseisen“. Ab dem frühen 20. Jahrhundert wurde das Flusseisen als Stahl bezeichnet. Eine Führung am 15. September schärft den Blick für die wegweisende Bautechnik im Botanischen Garten.

Avantgarde der Küchentechnik in Bebenhausen 
Zweimal im Jahr lud König Wilhelm II. zur Jagd nach Bebenhausen. Die vornehme Gesellschaft speiste ausführlich, wie dies der Küche der reichen „Gründerzeit“ entsprach. Für den kulinarischen Anspruch brauchte es gastronomisches Hightech: Die königliche Schlossküche hat sich bis heute im Untergeschoss des Kapff’schen Baus erhalten. Auf 185 m² richtete man in den Jahren 1914 bis 1916 eine Küche auf dem neuesten Stand der Technik ein – einschließlich Speisenaufzug und Kühlkammer. Führungen am 22. September präsentieren die Raffinessen.

Download und Bilder

Feuerwehrmuseum

Bildnachweis

Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Niels Schubert

Technische Daten

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