EINE UNGEWÖHNLICHE LIEBESGESCHICHTE
Christina Wilhelmina von Grävenitz, 1685 in Mecklenburg geboren, kam 1706 an den württembergischen Hof: Der dreißigjährige Herzog war damals schon seit fast zehn Jahren mit der badischen Prinzessin Johanna Elisabetha verheiratet. Es war der Hofmarschall des Herzogs, der mit der jungen Frau seinen Einfluss auf Eberhard Ludwig ausbauen wollte. Der junge Herrscher verliebte sich so sehr, dass er sie trotz seiner bestehenden Ehe schon im Jahr darauf heiratete – zur „linken Hand“. Er wird gezwungen, die bigamistische Verbindung aufzulösen, Wilhelmine von Grävenitz wurde in die Schweiz verbannt – und der Herzog folgte ihr. Es brauchte viel Mühe, ihn zur Rückkehr in sein Land zu bewegen.
EINE ROLLE ALS REGIERENDE MÄTRESSE
1710 gelang es ihm, seine Geliebte an den Hof zurückzuholen. Sie übernahm zunehmend Schlüsselpositionen am Hof – für die nächsten 20 Jahre. Und sie tat dies fachkundig: Es ist überliefert, dass sie oft stundenlang Akten studierte. Tatsächlich gab es im 18. Jahrhundert an vielen Höfen die politisch ambitionierte Mätresse, die als Vertrauensperson des Herrschers Regierungsfunktionen übernahm. Dass der Reichtum der Mätresse durch die Gunst des Herzogs wuchs, machte den Ruf der „Landhofmeisterin“, so ihr Titel, im Land nicht besser. Ihr gehörte etwa ein prächtiges Palais in der Ludwigsburger Marstallstraße oder gar Schloss und Herrschaft Freudental.
DAS ENDE DER KARRIERE
1731 sank ihr Stern: Der württembergische Thronfolger war gestorben, das Herzogspaar versöhnte sich nach jahrelanger Trennung notgedrungen. Eberhard Ludwig setzte sich in den Kopf, dass seine Geliebte ihn verhext habe und ließ sie verfolgen. Es gelang ihr, der politischen Verfolgung in Württemberg nicht nur zu entkommen, sondern sogar für den Besitz, den sie zurückließ, eine Entschädigung zu erhalten – ihr diplomatisches Geschick war nach wie vor groß. Das Geld ermöglichte ihr ein Leben im preußischen Berlin, bis sie im Jahr 1744 starb, elf Jahre nach Herzog Eberhard Ludwig.
EINE FÜHRUNG MIT DER GRÄFIN
Den Moment, als die Ehefrau des Herzogs, Johanna Elisabeth von Baden-Durlach, nach 25 Jahren endlich im Ludwigsburger Schloss einziehen darf, nimmt eine der besonderen Führungen der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg zum Anlass: Was passierte nach der Abreise der Mätresse im Schloss? „Gräfin von Weidenbach“ empfängt am 13. und am 26. Oktober die Gäste und erzählt, dass sie als Vertraute der Herzogin jetzt das Schloss besichtigt, in dem jahrelang die Mätresse ihr Unwesen trieb. Sie erzählt vom Leben bei Hofe und von den skandalösen Ereignissen. Dabei greifen die Staatlichen Schlösser und Gärten die historische Situation auf und lassen sie im Erzählen der Botschafterin aus der Welt des 18. Jahrhunderts lebendig werden – ein spannendes Schlosserlebnis.
DAS 18.JAHRHUNDERT ERLEBEN
Wie man sich die Damen und Herren der Eberhard-Ludwigs-Zeit am Anfang des 18. Jahrhunderts vorstellen muss, das sieht man bei allen Schlossführungen auf den vielen Porträts in den Prunkräumen. Sie zeigen die Menschen der Zeit – und sind oft ganz erstaunlich nah und anrührend. Wie eine elegante Dame oder ein vornehmer Herr im 18. Jahrhundert gekleidet waren, das erlebt man ganz direkt bei einem Besuch im Modemuseum. Es zeigt anhand von Mode und Kleidung, wie Menschen lebten. Besonders eindrucksvoll sind die kostbaren Bestände aus dem 18. Jahrhundert, als Schloss Ludwigsburg seine Glanzzeit hatte.
SERVICE UND INFORMATION
MUSEUM
Modemuseum im Residenzschloss
Öffnungszeiten
Täglich 10 bis 17 Uhr.
Ab 16. November Winteröffnungszeiten: montags geschlossen
SONDERFÜHRUNGEN
Etiquette und Intrigen
Mit Gräfin Weidenbach durchs Schloss
Sonderführung mit Kerstin Frisch
Termine
Samstag, 26. Oktober 2019, 15:30 Uhr
Sonntag, 10. November 2019, 11:00 Uhr;
TREFFPUNKT UND KARTENVERKAUF
Schlosskasse Residenzschloss
INFORMATION UND ANMELDUNG (erforderlich)
Residenzschloss Ludwigsburg
Schlossstraße 30
71634 Ludwigsburg
Telefon +49 (0) 71 41 . 18 64 00
info@schloss-ludwigsburg.de