WOHER KOMMT DIE FAMILIE DER SCHLOSSSTÖRCHE?
Eines Tages waren die Störche da. Bei der Schlossverwaltung wusste man nicht, woher die auffälligen Großvögel kamen. Mal waren es drei Tiere, mal auch fünf, die die Dächer des Residenzschlosses anflogen und manchmal sogar auf der weiten Fläche des Schlosshofes landeten. Die Umgebung bietet gleich mehrere Möglichkeiten, wo Störche vielleicht ihr Nest gebaut haben könnten – etwa das alte Naturschutzgebiet des Favoriteparks am Lustschloss Favorite mit seiner großen Wiese.
KINDERSTUBE BEI DEN NACHBARN
Als sich die Störche jetzt über zwei Wochen zu regelmäßigen Besuchern des Schlosses entwickelten, fragte Stephan Hurst daher bei den Nachbarn nach. Und im Blühenden Barock wurde er fündig. Ein Storchenpaar hat hier seit dem Frühjahr gebrütet und drei Junge großgezogen. Um die Aufzucht der auffälligen Tiere nicht zu gefährden, hatte man bisher Stillschweigen über die Kinderstube in der Umgebung der beiden Besuchermagnete Residenzschloss und Blühendes Barock bewahrt. Die Familie ist nun gerade beim Flugtraining und erweitert jeden Tag ihren Radius – und die Besuche im Schloss gehören zum Trainingsprogramm. Und es wird Zeit, dass die Jungen flügge werden: In manchen Gegenden sammeln sich die Störche schon für ihren jährlichen Zug nach Süden – bis nach Afrika.
WIE GEHT ES DEN STÖRCHEN IM RAUM LUDWIGSBURG?
Im Landkreis Ludwigsburg sind Storchenfamilien eher selten. Das größte Problem ist das für die Schreitvögel schlechte Nahrungsangebot in der Region mit ihrer intensiven Landwirtschaft. Im wasserreichen Naturschutzgebiet Enzaue in Vaihingen-Roßwag wurden aber in den vergangenen Jahren bis zu 30 Störche auf Futtersuche gesichtet. Insgesamt nimmt die Zahl der großen Vögel in Baden-Württemberg wieder zu. Ein Grund dafür ist – außer den intensiveren Schutzmaßnahmen – die geänderte Flugroute der Zugvögel: Oft fliegen sie nicht mehr bis Afrika, sondern verbringen den Winter in Spanien. Die kürzere Strecke ist weniger gefährlich; so kommen mehr Vögel in den Südwesten zurück. 2020 wurden 1495 Paare in Baden-Württemberg gezählt – mithin ein Anstieg von 19 % zum Vorjahr.
BABYBOOM IN LUDWIGSBURG?
Wie häufig Störche früher waren, als es noch mehr offenen Wiesen und vor allem auch Feuchtgebiete gab, lässt sich auch an ihrem häufigen Auftreten als Motiv etwa in Liedern, Geschichten und im Brauchtum ablesen. Am bekanntesten ist ganz sicher die Legende, dass der Klapperstorch die Babys bringen: Der Klapperstorch, der im Schnabel ein Bündel mit einem Säugling trägt, ist auch in heutigen aufgeklärteren Zeiten ein absolut populäres Motiv. Ob allerdings die Storchenfamilie, die sich auf dem Residenzschloss so deutlich sichtbar zeigt, wirklich zu einem Anstieg der Geburtenrate in Ludwigsburg führen wird – das muss sich erst noch zeigen.
EIN ZUGVOGEL MIT ZWEI METERN SPANNWEITE
Störche sind in 19 Unterarten auf fast allen Erdteilen vertreten. In Europa ist vor allem der Weißstorch heimisch. Er sucht feuchte und nasse Lebensräume und ist nicht wählerisch bei seiner Ernährung: Frösche, Insekten, Eidechsen, Mäuse und kleine Fische sind ihm gleichermaßen recht. Ein Kilo Nahrung sammeln die Eltern für ein Storchenjunges am Tag! Störche sind Kulturfolger: Sie brauchen die unbewaldete, offene Landschaft, wie sie durch die menschliche Bewirtschaftung entsteht. Mit einer Flügelspannweite von an die 2 Metern können sie für die weite Reise in den Süden warme Aufwinde zum Segeln nutzen und so energiesparend fliegen. Bis zu 500 km legen sie so am Tag zurück.
DAS RESIDENZSCHLOSS ALS BIOTOP
Immer wieder wählen Tiere das Residenzschloss und seine Umgebung als Lebensraum – etwa die „Schlossfalken“, Wanderfalken, die in den vergangenen Jahren zweimal im Dach des Schlosses Junge aufgezogen haben. Viele der historischen Monumente, die von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg betreut werden, bieten bedrohten und seltenen Tierarten Lebensraum. Etwa die Mauern des Heidelberger Schlosses: Die Ruinen sind einer der wichtigsten Winterschlaforte für Fledermäuse in Nordbaden. Die großen historischen Gärten sind mit ihrem oft Jahrhunderte alten Baumbestand Lebensraum für Insekten und Vögel und beherbergen über lange Zeit gewachsene Artengemeinschaften und Biotope.
BILDNACHWEIS
Die Aufnahmen stammen von Gabriele Stadler (Schlossverwaltung Ludwigsburg)
SERVICE UND INFORMATION
ÖFFNUNGSZEITEN SOMMERFERIEN
Gültig bis Sonntag, 12. September 2021
Residenzschloss Ludwigsburg
Mo-Fr 11:00‒16:00 Uhr
Sa, So, Feiertag 10:00‒17:00 Uhr
Schlossführungen im Halbstundentakt zur vollen und halben Stunde
Dauer: ca. 45 Minuten
EINTRITT SCHLOSS
Erwachsene 8,50 €, Ermäßigte 4,30 €, Familien 21,30 €
Ausstellung „Faszination Lego!“
Legowelten der „Klötzlebauer“ Ulm
im Grävenitz-Appartement, Alter Hauptbau und im Erdgeschoss der Ahnengalerie
Zu sehen bis Sonntag, 3. Oktober 2021
Sa, So, Feiertag 10:00‒17:00 Uhr
EINTRITT AUSSTELLUNG
Erwachsene 5,00 €, ermäßigt 2,50 €, Familien 12,50 €
HINWEISE
Für den Besuch des Schlosses gilt nach der neuen Corona-Verordnung des Landes die 3G-Regel; außerdem ist die Angabe der Kontaktdaten notwendig ‒ vor Ort, online auf der Website über das Kontaktformular oder digital via Luca-App. In den Innenräumen des Schlosses besteht die Pflicht zum Tragen einer medizinischen oder FFP2-Maske für Gäste ab 6 Jahre. Für den Besuch der Ausstellungsräume gilt eine Beschränkung der möglichen Personenanzahl.
INFORMATIONEN UND BUCHUNG
Residenzschloss Ludwigsburg
71634 Ludwigsburg
Telefon +49 (0) 71 41.18 64 00
info@schloss-ludwigsburg.de