MÄTRESSEN IM BAROCKSCHLOSS
Dass hinter prunkvollen Schlossfassaden nicht nur sittliches und friedliches Leben geführt wurde, wissen die meisten Schlossbesucherinnen und -besucher. So mancher König, Fürst oder Herzog hatte – neben seiner Ehefrau – mehr als eine Geliebte und vertrieb sich mit ihnen die Zeit. Das gilt auch für die Hofgesellschaft im Residenzschloss Ludwigsburg, einem der größten im Original erhaltenen barocken Bauwerke in Europa. Hausherr Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg etwa fühlte sich besonders zu Wilhelmine von Grävenitz hingezogen. Für die Geschichte der beiden steht vor allem das Junozimmer des Barockschlosses, das bei einer Schlossführung besichtigt werden kann.
EINE LEIDENSCHAFTLICHE BEZIEHUNG
Als Wilhelmine von Grävenitz 1706 nach Stuttgart kam, war Herzog Eberhard Ludwig bereits mit Herzogin Johanna Elisabetha, Prinzessin von Baden-Durlach, verheiratet. Diese Ehe war aus politischen Gründen geschlossen worden, nicht aus Liebe. Der Herzog lehnte die Verbindung von Beginn an ab. In Wilhelmine, so heißt es, habe er sich jedoch leidenschaftlich verliebt. Die beiden genossen ihr Leben in Ludwigsburg, während die Ehefrau des Herzogs in Stuttgart lebte. Eberhard Ludwig wollte seine Geliebte auch für die Zeit nach seinem Tod absichern und heiratete sie, obwohl er noch mit Johanna Elisabetha verheiratet war. Bevölkerung, Landstände und Kaiser protestierten. Am 17. Juni 1708 wurde die Zweitehe schließlich für ungültig erklärt. Wilhelmine musste das Land verlassen. Allerdings nur für kurze Zeit. Durch eine Scheinehe mit Herrn von Würben, der zum Obersthofmeister ernannt wurde, kam Wilhelmine als Frau von Würben nach Ludwigsburg zurück. Als Obersthofmeisterin hatte sie, nach der Herzogin, den höchsten Rang bei Hofe inne. Ende der 1720er Jahre löste der Herzog die Beziehung jedoch endgültig auf. Er wusste, dass er nur noch kurze Zeit zu leben hatte. Da es keinen Thronfolger gab, versöhnte sich Eberhard Ludwig mit seiner Ehefrau. Ein legitimer Thronfolger wurde jedoch nicht geboren. Wilhelmine von Grävenitz aber ist bis heute – auch wegen ihres großen politischen Einflusses – die berühmteste Mätresse Württembergs.
DAS JUNOZIMMER
Der beste Ort, um sich an die Geschichte von Herzog Eberhard Ludwig und Wilhelmine von Grävenitz zu erinnern, ist das Junozimmer im Residenzschloss Ludwigsburg. Es ist bekannt für sein Deckengemälde, das der Herzog nach der Scheidung von Wilhelmine und ihrer kurzfristigen Abwesenheit vom Württembergischen Hofes gestalten ließ. Das Deckenfresko ist typisch Barock. Es soll das Innenleben des Herzogs widerspiegeln: seine Trauer und seinen Kummer darüber, dass Wilhelmine ihn verlassen musste. Die Beiszenen des Gemäldes zeigen unglückliche Liebesgeschichten von Orpheus und Eurydike, Dido und Aeneas, Pyramus und Thisbe und Hero und Leander. Das Junozimmer ist das Vorzimmer von Eberhard Ludwigs Appartement. Es ist Teil der täglich stattfindenden Führung „Herzog“ durch das Barockschloss.
SONDERFÜHRUNG IM THEMENJAHR
Doch nicht nur die Standardführung widmet sich dem Hofleben unter Herzog Eberhard Ludwig. Detaillierte Einblicke in die Rolle der Mätresse im Allgemeinen und besonders am württembergischen Hof bietet die Sonderführung „Mythos Mätresse“ am 12. Juni um 11.30 Uhr und am 27. August um 15.00 Uhr. Der Rundgang durch das Residenzschloss Ludwigsburg führt zu den Orten, an denen die Mätressen der württembergischen Regenten lebten und wirkten.
SERVICE UND INFORMATION
SONDERFÜHRUNG
Sonntag, 12. Juni 2022, 11.30 Uhr
Mythos Mätresse
Geliebte oder Karrierefrau?
WEITERER TERMIN
Samstag, 27. August 2022, 15.00 Uhr
PREIS
Erwachsene 11,00 €
Ermäßigte 5,50 €
DAUER
1,5 Stunden
TEILNEHMERZAHL
Maximal 25 Personen
INFORMATION UND ANMELDUNG
Besucherzentrum Residenzschloss Ludwigsburg
Telefon +49(0)71 41.18 64 00
info@schloss-ludwigsburg.de
TREFFPUNKT UND KARTENVERKAUF
Schlosskasse
HINWEIS
Trittsicherheit erforderlich.
ÖFFNUNGSZEITEN
15. März bis 15. November
Mo – So, Feiertage 10.00 – 17.00 Uhr
PREISE
Erwachsene 8,50 €
Ermäßigte 4,30 €
Familien 21,30 €
Inklusive Führung „Herzog“ oder „Herzogin“
BESUCHSHINWEIS
Es besteht keine Maskenpflicht. Die Maske ist ein effizientes Mittel, um sich und andere vor Infektionen zu schützen. Gerade in Innenräumen ist sonst die Ansteckungsgefahr hoch. Deshalb wird das Tragen von Masken empfohlen.
KONTAKT
Residenzschloss Ludwigsburg
Schlossstraße 30
71634 Ludwigsburg
Telefon +49(0)71 41.18 64 00
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