Freitag, 22. Juli 2022

Residenzschloss Ludwigsburg | Allgemeines Lafer in Ludwigsburg

Wenn der Spitzenkoch durch Ludwigsburg fährt, leuchten seine Augen. Für Johann Lafer ist die Stadt der drei Schlösser die perfekte Kombination aus Tradition und Lebensfreude. Am meisten begeistert ihn aber ein Kulturgut, dessen Produktion 2016 eingestellt wurde: das Ludwigsburger Porzellan. Vor einer Woche ist er im Residenzschloss gewesen, um den letzten Stücken des weißen Goldes seine Reverenz zu erweisen.

LAFER IN LUDWIGSBURG

Ludwigsburg: Die Idee zu Johann Lafers Porzellanreise im Juli entstand im Mai bei einem Glas Weißwein aus einer Wiege der europäischen Kultur. Kosta und Roula Nottas hatten Johann Lafer zur Eröffnung ihres griechischen Feinkostgeschäfts in die Oberpaur-Passage eingeladen. Schon damals, im Physi, begeisterte der charmante Feinschmecker die Gäste mit seiner unkomplizierten Art und mit seinem Humor: „Ich bin nicht als Angestellter einer Kaffeefahrt hier, sondern als Freund“. Wenn die Sterne über der Wilhelmstraße funkeln und ein leckerer Hellene das Glas beschlagen lässt, dann kann es vorkommen, dass der Mensch sentimental wird. Der Johann – man ist in Österreich sympathischerweise schnell beim Du – kennt Ludwigsburg. Er war schon bei Wieland Backes im Nachtcafé, und in seiner erlesenen Porzellansammlung – Du ahnst es nicht – stehen einige Ludwigsburger Kostbarkeiten. „Weißt Du. Porzellan ist wie eine Droge für mich. Ich bin süchtig danach. Ich habe beinahe eine erotische Beziehung dazu. Ich kaufe es auf der ganzen Welt. Und das Ludwigsburger Porzellan mit seiner Tradition zählt zu meinen Favoriten. Unter Kennern gehört es zu den Geheimtipps in Deutschland.“

 

BEGINN EINER LEIDENSCHAFT

„Ich komme aus einfachen Verhältnissen“, fängt Johann Lafer an zu erzählen. Graz und Feldbach, das seien für ihn, den Steirer Bua, der Koch werden wollte, die großen Attraktionen gewesen. „In Feldbach gab es eine Frau, die damals, es muss so 1973 oder 1974 gewesen sein, in ihrem Antiquitätenladen edles Geschirr verkauft hat.“ Dort habe er einen Teller aus Herend Porzellan gesehen und wollte ihn als angehender Koch natürlich sofort haben. Leider kostete das gute Stück damals 800 Schilling, das sind umgerechnet 120 D-Mark. Für seine Familie sei das beinahe ein Monatseinkommen gewesen. Doch Johanns Eltern haben an ihren „Hansi“ geglaubt. Fortan legten sie jeden Monat ein paar Schillinge auf die hohe Kante und fuhren jeden Sommer mit ihm nach Ungarn, wo sie einen Teller kauften. Denn dort kostete er nur 700 Schillinge. Es versteht sich von selbst, dass Johann Lafer diese elterlichen Teller bis heute mit das Liebste in seiner Sammlung sind. Wer so für Porzellan schwärmt und von Porzellan hingerissen ist wie Johann Lafer, der beißt an, wenn ihm ein Gast des Eröffnungsabends Folgendes zuflüstert: „In einer Kammer des Ludwigsburger Residenzschlosses warten die letzten Stücke der Ludwigsburger Manufaktur auf Dich.“ „Ich komme wieder. Da kannst Du sicher sein“, war seine spontane Reaktion. Sechs Wochen später löste der weit gereiste Koch sein Versprechen ein.

 

IM RESIDENZSCHLOSS

Leider sind dem Meister die letzten verfügbaren Stücke der Manufaktur nicht selten genug für den Tresor. Aber im täglichen Gebrauch der laferschen Kochschule und bei Empfängen werden dem Johann die edlen Stücke vermutlich bald den Tag versüßen. „Denn weißt Du. Porzellan ist der Rahmen. Auf der ganzen Welt sind alle guten Köche auf der Suche nach dem besten Porzellan. Entdeckt einer von ihnen irgendwo auf der Welt eine neue Form, will sie jeder sofort haben.“ Johann weiß, dass nur wenige denken wie er; Sammler etwa, von denen es immer weniger gibt, und Restaurantbesitzer. „Für meine Tochter, die in London lebt, ist Porzellan etwas aus Omas Vitrine. Sie hat dafür kein Verständnis. Ich schon.“ Als Johann Lafer durch das Porzellanlager im Ludwigsburger Schloss fegt wie eine modebegeisterte Lady beim Schlussverkauf in einer Boutique, ist er kaum zu bremsen. „Das finde ich gut. Habt ihr davon noch 24 Stück? Schreib‘ das bitte auch noch auf“.
Stephan Hurst, der Leiter der Schlossverwaltung in Ludwigsburg, der die Privataudienz gerne arrangiert hat, freut sich über so viel Begeisterung. Ein ehemaliger Porzellanmaler der Ludwigsburger Porzellanmanufaktur, Harald Schweizer, wechselt mit dem Gast viele Kennerworte, und Daniela Kirschner, die für den Porzellanverkauf verantwortliche Mitarbeiterin, kommt mit dem Notieren kaum nach. Ach! Wenn es in der Geschichte der 1758 gegründeten Manufaktur doch mehr Johann Lafers gegeben hätte! Sie würde heute noch existieren.

 

SERVICE UND INFORMATION

Autor: Michael Langjahr

Medium, in dem der Text zuerst erschien: Ludwigsburger Wochenblatt

 

SHOPPEN WIE JOHANN LAFER IM RESIDENZSCHLOSS

Auch nach dem prominenten Besuch gibt es noch einige schöne Einzelstücke. Wer Lust hat, sich eines davon zu sichern, der hat dazu am 28. und 29. Juli jeweils von 9 bis 17 Uhr Gelegenheit. Hierfür ist allerdings eine Anmeldung unter der folgenden Telefonnummer: (07141) 18 64 00 erforderlich.

 

HINWEISE

Es besteht keine Maskenpflicht. Die Maske ist ein effizientes Mittel, um sich und andere vor Infektionen zu schützen. Gerade in Innenräumen ist sonst die Ansteckungsgefahr hoch. Deshalb empfehlen wir das Tragen von Masken.

 

INFORMATIONEN UND ANMELDUNG

Residenzschloss Ludwigsburg

Schlossstraße 30

71634 Ludwigsburg

Telefon +49 (0) 71 41.18 64 00

info@schloss-ludwigsburg.de

www.schloss-ludwigsburg.de

www.schloesser-und-gaerten.de

Download und Bilder