Herzog Carl Eugen mit Herzogin Franziska, Reichgräfin zu Hohenheim auf einer Radierung im Stil eines Schattenrisses von J.  F. Knisel

Ein Herzog und die DamenDie blauen Schuhe

Unerschöpfliche Zeugungskraft erkannte der prominente Gelehrte Johann Caspar Lavater in den Gesichtszügen des Herzogs. Tatsächlich: Herzog Carl Eugen liebte die Frauen und machte keinen Hehl aus seiner Leidenschaft – und sorgte angeblich dafür, dass der Hofstaat Bescheid wusste.

Barocker Damenschuh, Modemuseum im Residenzschloss Ludwigsburg

Damenschuh mit Seidenstickerei.

Was trugen Frauen am württembergischen Hof?

Es wird überliefert, dass Carl Eugen allen Frauen, mit denen er ein Verhältnis gehabt hatte, befohlen haben soll, blaue Schuhe zu tragen. 1765 schreibt ein Zeitgenosse: „Vermöge eines neuen Hofceremoniels, wurde allen Frauenzimmern, die nicht zu der Fahne des Herzogs geschworen hatten, untersagt, blaue Schuhe zu tragen. Und im Gegentheil allen denen, die sowohl jetzo als auch künftig würdigen würden, ihm ihre Ehre aufopfern zu dürfen … befohlen, niemals ohne dieses Unterscheidungszeichen zu erscheinen.

Ausschnitt aus einem Gemälde des Herzogs Carl Eugen von Württemberg

Ein Porträt des modebewussten Herzogs Carl Eugen.

Sinnliches Schuhwerk

Kleine Füße galten im 18. Jahrhundert als weibliches Schönheitsideal. Die graziösen Pantoffeln aus kostbarem Material, wie sie die eleganten Damen des Rokoko trugen, waren vor allem dafür geeignet, zierliche Frauenfüße sinnlich zu präsentieren. Anspielungen auf die erotische Bedeutung der Pantoffeln finden sich in zeitgenössischen Gemälden und Texten. So ist es durchaus kein Zufall, dass der Herzog in dieser Geschichte seine Geliebten durch das Aussehen ihrer Schuhe auszeichnen wollte.

Dichtung und Wahrheit

Blaue Schuhe oder nicht – wahr ist jedenfalls, dass Carl Eugen als absolutistischer Herrscher viele verschiedene Affären hatte und sich damit nicht sehr von anderen Fürsten der Zeit unterschied. Immer wieder wurde er von wechselnden Mätressen begleitet: Die „Maitresse en titre“ war eine offizielle Position am Hof, allgemein anerkannt und durchaus begehrt. Ob die Frauen auf seine Forderungen immer freiwillig eingingen, ist heute nicht belegt. Seine Ehefrau Elisabeth Friederike jedenfalls ging nach wenigen Jahren Ehe zu ihren Eltern zurück – womöglich wegen der ständigen Affären. Interessant ist vielleicht noch, dass der Herzog für seine illegitimen Kinder sorgte: Je nach Rang und Abstammung erhielten die Mätressen eine einmalige Zuwendung, ihre erwachsenen Söhne eine Stellung beim Militär und die Töchter eine Mitgift für ihre Heirat.

Paar in historischen Kostümen im Hof des Residenzschlosses Ludwigsburg

Ein höfisches Paar ganz in Blau – Szene bei einem Ludwigsburger Schlossfest.

Das sollten Sie nicht verpassen: Kunstvoll verzierte Damenschuhe aus der Zeit des Rokoko können Sie im Modemuseum bewundern. Dort erfahren Sie auch mehr darüber, was Kleidungsstücke und Accessoires über ihre Träger alles verraten.

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